Als am Pfingstsonntag 1971 sechs Bands aus vier sozialistischen Ländern im nur halbgefüllten Festsaal des Dresdner Kulturpalastes spielten, ahnte wohl niemand die rasante und nachhaltige Entwicklung des Dixieland Festivals.
Alljährlich grassiert seitdem in der sächsischen Hauptstadt das „Dixie-Fieber“. Dann treffen sich Liebhaber des traditionellen Jazz mit Musikern und Bands dieser Stilrichtung, um das „Internationale Dixieland-Festival Dresden“ gemeinsam zu zelebrieren. Hunderttausende aus aller Welt werden zu dieser traditionsreichen Veranstaltung angelockt, die schon zu DDR-Zeiten ihresgleichen suchte.
Vom 10.-13. Mai fand die 37. Auflage des Mega-Events statt, an dem wieder 30 Gruppen und Solisten aus 14 Ländern teilnahmen. Für vier Tage stand Elbflorenz ganz im Zeichen des Dixieland und verwandelte sich in eine swingende Stadt, begeistert gefeiert von über einerhalben Million Besuchern bei den Veranstaltungen. Hierzu gehört der Auftakt mit der Riverboat-Shuffle als Kahnkorso mit 11 Schiffen, die Jazzmeile in der Dresdner Innenstadt und die abschließende, zweistündige Dixieland-Parade. Widrige Umstände verlangten diesmal auch vom Festival-Management ein gehörig Maß an Improvisation: Durch die plötzliche Schließung des Kulturpalastes musste die Gala in ein eilends herbeigeschafftes Zirkuszelt umziehen und die Riverboat-Shuffle wurde wegen Niedrigwasser der Elbe erst kurz vor Beginn genehmigt. Trotzdem wurde allgemein von einer überaus gelungenen Veranstaltung bei Idealwetter gesprochen und der Festivalchef freute sich über einen der „musikalisch besten Jahrgänge“.
Für die Bensheimer „Original Blütenweg Jazzer“, die mitten im Getümmel die hessischen Fahnen vertraten, war es ein weiterer Höhepunkt in ihrer nun 28jährigen Geschichte. Zusätzlich zur Besetzung mit Hubert Ensinger (Trompete und Akkordeon), Wieland Glöckner (Klarinette und Saxophon), Peter Glenewinkel (Posaune), Rainer Dorstewitz (Tenorbanjo), Frank Ebert (Sousaphon) und Dago Vötter (Schlagzeug) brachte Bandleader Bruno Weis (Gitarrenbanjo, Waschbrett) auch noch den bekannten Sänger Peter Petrel mit auf die Bühne. Mit fünf Auftritten an vier Tagen absolvierte die Band ein umfangreiches Programm, bei dem aber kein Stress aufkam. Dies nicht zuletzt auch dank der Unterstützung der mitgereisten Fans und des aufgeschlossenen Dresdner Publikums, das die „Original Blütenweg Jazzer“ in ihre Herzen schloss. Bei zahlreichen Jam-Sessions wurden viele neue Freundschaften geschlossen, was den völkerverbindenen Geist der Musik unter Beweis stellt.